Sonntag, 5. September 2010

Zweite Eins.Zwei

Marcel: Das Leben endet, leider nicht seine Folgen.“
Vladi: Wer sagte das?
Marcel: Stanislaw Jerzy Lec. Großartiger Kerl, der immer Recht hatte, was er uns hier wieder eindrucksvoll beweist.
Sebi: Mal doch nicht gleich schwarz, das wird sich sicherlich aufklären.
Harm: Wir warten.
Sebi: Wie bitte?
Harm: Er wird vermutlich vermisst. Jemand wird kommen und ihn holen.
Marcel: Herzlichen Glückwunsch. Wir machen Urlaub mit einer Leiche im Haus, oder wie soll ich das verstehen?

Es setzen sich alle bis auf Vladi an den Küchentisch. Dieser steht am geöffneten Küchenfenster und raucht eine Zigarette.

Sebi: Ich mache einen Vorschlag. Es ist gleich 19 Uhr. Wir lassen die Leiche heute Nacht hier liegen und wenn sie morgen Mittag nicht abgeholt wurde...
Marcel: Ja?
Sebi: …dann überlegen wir uns etwas anderes.
Vladi: In Ordnung, so machen wir das. Was denkst du, Harm?
Harm: Noch nie 'was besseres gehört.

Mittwoch, 1. September 2010

Zweite Eins

Tag 1

Sebi betritt als Erster die Stube, Harm folgt.

Sebi: Herrlich, diese Bude. Hier lässt's sich bestimmt gut aushalten, was denkst du?
Harm: Och, ich denke...
Sebi (unterbricht Harm): Muffig ist es aber schon ein wenig. Scheint aber auch schon etwas älter zu sein, das Haus.
Harm: Mit Sicherheit.

Vladi tritt ein.

Vladi: Leute, so harmonisch wie wir uns den Urlaub vorgestellt haben, beginnt er auf jeden Fall nicht.

Er führt die beiden in die Küche, in der ein lebloser Körper auf dem grauen Fußboden liegt. Arme und Beine von sich gestreckt, den Kopf zur Seite geneigt. Kein Blut, keine Waffen.

Dienstag, 31. August 2010

Eins

Herr Kushlik war in einem gewissen Maße wie jeder andere auch, doch im Prinzip ganz anders. Er arbeitete, wie viele andere, daraufhin, ein Loch in das Leben seiner ihm nahe Stehenden zu reißen, wenn er einmal sterben sollte. Jedoch schlug ihm die Realität immer wieder in sein Gesicht; es würde nicht so sein, wenn er tot ist. Es würde zwar bemerkt werden, aber fehlen? Nein, das täte er nicht. Sein dann leerer Büroplatz fände schnell einen Nachfolger, genauso wie seine gemütlich eingerichtete Doppelhaushälfte. Eine Familie besaß Herr Weiler nicht, er hatte nie die Frau seines Lebens finden können, und jetzt mit fast 54 war er es Leid, danach zu suchen. Er hatte sich damit abgefunden und konnte mittlerweile sogar gut damit leben. Viel zu sehr befand er sich im Zentrum seiner selbst; jemand anderes würde nur stören und durcheinander bringen. Seine Eltern lebten schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr und andere Verwandte gab es seines Wissens nach nicht, denn er war Einzelkind, und zwar von Einzelkindern und die wiederum auch. Weiteres wusste er nicht über seine Vorfahren, die aus Zentralasien stammten.

Auf dem Gymnasium, 1965 mag es gewesen sein, lernte er Chach kennen. Chach kam aus Usbekistan und sprach fließend O'zbek, ganz im Gegensatz zu ihm, der zu Chachs Verwunderung nicht einmal etwas von dieser Sprache gehört hatte. Die beiden wurden Freunde und hielten bis in die 70er den Kontakt aufrecht, bis Herr Kushlik die Stelle im Büro bekam. Außer sich vor Freude darüber, ohne Abitur einen ausreichend bezahlten Job ausüben zu dürfen, wählte er, wie so oft, die Hauptstadt-Vorwahl und dann die folgenden sechs Stellen: 130400. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Am anderen Ende der Leitung saß eine verzweifelte Frau. Es war Marzena, Witwe von Chach und Mutter seiner zweijährigen Tochter. Auch am nächsten Tag erreichte Herr Kushlik seinen alten Freund nicht und niemand lud ihn zu dessen Beerdigung ein. Irgendwann konnten die beiden sicherlich gemeinsam anstoßen und wenn es auf die Pensionierung ist. In diesem Glauben lebte Herr Kushlik den Rest seines Lebens, der aus 40 Tagen bestand, fort.

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