Dienstag, 31. August 2010

Eins

Herr Kushlik war in einem gewissen Maße wie jeder andere auch, doch im Prinzip ganz anders. Er arbeitete, wie viele andere, daraufhin, ein Loch in das Leben seiner ihm nahe Stehenden zu reißen, wenn er einmal sterben sollte. Jedoch schlug ihm die Realität immer wieder in sein Gesicht; es würde nicht so sein, wenn er tot ist. Es würde zwar bemerkt werden, aber fehlen? Nein, das täte er nicht. Sein dann leerer Büroplatz fände schnell einen Nachfolger, genauso wie seine gemütlich eingerichtete Doppelhaushälfte. Eine Familie besaß Herr Weiler nicht, er hatte nie die Frau seines Lebens finden können, und jetzt mit fast 54 war er es Leid, danach zu suchen. Er hatte sich damit abgefunden und konnte mittlerweile sogar gut damit leben. Viel zu sehr befand er sich im Zentrum seiner selbst; jemand anderes würde nur stören und durcheinander bringen. Seine Eltern lebten schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr und andere Verwandte gab es seines Wissens nach nicht, denn er war Einzelkind, und zwar von Einzelkindern und die wiederum auch. Weiteres wusste er nicht über seine Vorfahren, die aus Zentralasien stammten.

Auf dem Gymnasium, 1965 mag es gewesen sein, lernte er Chach kennen. Chach kam aus Usbekistan und sprach fließend O'zbek, ganz im Gegensatz zu ihm, der zu Chachs Verwunderung nicht einmal etwas von dieser Sprache gehört hatte. Die beiden wurden Freunde und hielten bis in die 70er den Kontakt aufrecht, bis Herr Kushlik die Stelle im Büro bekam. Außer sich vor Freude darüber, ohne Abitur einen ausreichend bezahlten Job ausüben zu dürfen, wählte er, wie so oft, die Hauptstadt-Vorwahl und dann die folgenden sechs Stellen: 130400. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Am anderen Ende der Leitung saß eine verzweifelte Frau. Es war Marzena, Witwe von Chach und Mutter seiner zweijährigen Tochter. Auch am nächsten Tag erreichte Herr Kushlik seinen alten Freund nicht und niemand lud ihn zu dessen Beerdigung ein. Irgendwann konnten die beiden sicherlich gemeinsam anstoßen und wenn es auf die Pensionierung ist. In diesem Glauben lebte Herr Kushlik den Rest seines Lebens, der aus 40 Tagen bestand, fort.

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